Was wir bisher im Labor Babelfisch erforscht haben
Was bedeutet ein Fingerzeig?
Was bedeutet ein Fingerzeig?
Schon früh in der Entwicklung beginnen Babys Zeigegesten zu verwenden und zu verstehen. Sie können selbst zeigen um die Aufmerksamkeit Anderer auf etwas Bestimmtes zu lenken und auch darauf reagieren, wenn Andere auf etwas zeigen. Wenn wir auf etwas zeigen, so kann das jedoch auf verschiedene Weise verstanden werden: Wir können es als einen Hinweis auf ein bestimmtes Objekt verstehen, oder aber als Hinweis auf einen Ort oder eine Richtung. Wenn wir beispielsweise auf ein Objekt zeigen und es benennen („Schau, das ist ein Ball“), dient die Geste dazu, das Objekt hervorzuheben. In anderen Fällen, z. B. wenn jemand auf eine Schachtel zeigt, können wir verstehen, dass nicht die Schachtel selbst gemeint ist, sondern das Objekt welches sich darin befindet. Das Zeigen kann also zwei verschiedene Bedeutungen haben.
Bislang wurde vermutet, dass Kleinkinder Zeigen normalerweise als Hinweis auf ein Objekt verstehen. Jedoch wurde dies nie direkt untersucht. Daher haben wir eine Studie (Meaning of Pointing (MoP)) entworfen, um zu prüfen, ob dies tatsächlich der Fall ist.
In unserer Studie wurden 14 Monate alten Kindern zwei Objekte präsentiert. Zuerst wurde auf eines der Objekte gezeigt und gleich darauf die Plätze der Objekte getauscht. Daraufhin zeichneten wir auf, ob sich das Kind zum angedeuteten Objekt oder zum entsprechenden Ort hin orientieren würde. Dies werteten wir als Hinweis darauf, wie die Kinder die Zeigegesten genau verstehen.
Entgegen früheren Annahmen fanden wir Belege dafür, dass Säuglinge Zeigen eher als Hinweisen auf einen Ort interpretieren als auf ein Objekt. Diese Ergebnisse stimmen mit unseren früheren Erkenntnissen überein, die zeigen, dass manche Tierarten, zum Beispiel Hunde, eine ähnliche Tendenz aufweisen. Die Art und Weise, wie Menschen das Zeigen interpretieren, könnte also auf einen frühen evolutionären Ursprung dieser Fähigkeit hindeuten. Trotzdem können sich Kinder auf Zeigegesten verlassen, um etwas über Objekte zu lernen, denn im Normalfall kommt es selten vor, dass ein Objekt unmittelbar nach dem Zeigen durch ein anderes ersetzt wird. Bis jedoch Kinder verstehen, dass das Zeigen verschiedenen Zwecken dienen kann, kann es einige Zeit dauern.
Es tönen die Lieder, erkennst du sie wieder? Kinderlieder-Studie mit 7 Monate alten Babys
Es tönen die Lieder, erkennst du sie wieder? Kinderlieder-Studie mit 7 Monate alten Babys
Überall auf der Welt wird Babys vorgesungen. Natürlich manchmal mehr oder manchmal weniger und in vielen verschiedenen Sprachen, aber eines ist allen Kinderliedern gemein: Sprachliche und melodische Elemente werden kombiniert. Im Rahmen unserer Studie, die eine Kooperation zwischen dem Institut für Musikwissenschaft und dem Institut für Sprachwissenschaft ist, wollen wir untersuchen, welche Elemente besonders interessant für Babys sind und ob sie diese Elemente nutzen, um Lieder wiederzuerkennen.
An der Kinderlieder-Studie haben insgesamt 100 sieben Monate alte Babys teilgenommen. Zu Hause hörten sie ein eigens für die Studie komponiertes Lied. Im Labor Babelfisch hörten sie dann dieses Lied wieder und auch ein weiteres, unbekanntes Lied. Beide Lieder sind so komponiert, dass sprachliche und melodische Elemente unterschiedlich lang sind. Anhand der während des Laborbesuchs mittels EEG gemessenen Gehirnaktivität möchten wir nun schauen, ob diese unterschiedlichen Längen auch in der Gehirnaktivität abgebildet sind. Eine erste, vorläufige Analyse hat uns nun gezeigt, dass die Länge der Takte, also ein melodisches Element, eher dargestellt wird als die Länge der Noten, einem weiteren melodischen Element. Dieses Ergebnis allein ist schon sehr spannend, denn es weist darauf hin, dass Babys schon Takte erkennen, ohne dass sie wissen, was ein Takt ist! Wir sind schon sehr gespannt auf die Ergebnisse von weiteren anstehenden Analysen und werden berichten, sobald diese abgeschlossen sind.
„Many Babies 3”: Entdecken 7-12 Monate alte Babys Regeln in Silbenfolgen?
„Many Babies 3”: Entdecken 7-12 Monate alte Babys Regeln in Silbenfolgen?
Bevor Babys überhaupt ihr erstes Wort sprechen, haben sie bereits einiges über ihre Muttersprache(n) gelernt: sie können einzelne, wiederkehrende Wörter identifizieren und erkennen sogar schon strukturelle Abhängigkeiten zwischen Wörtern. Im Rahmen von „Many Babies 3“ wird in einer groß angelegten Studie untersucht, wie genau Babys bestimmte Regeln in einfachen Silbenfolgen entdecken. Weltweit nehmen über 40 Entwicklungslabore an dieser Studie teil. Mit einer solch großen Menge an Teilnehmenden erhofft man sich besonders aussagekräftige Ergebnisse.
Im Labor Babelfisch haben wir dafür 40 Babys zwischen 7 und 12 Monaten mittels Blickbewegungsmessung getestet. Dabei hörten die Babys zunächst in einer Art „Lernphase“ Fantasiewörter, die einer bestimmten Regel folgten: Babys der Gruppe A hörten Fantasiewörter der Abfolge ABB (z.B. lisoso, metata), Babys der Gruppe B Fantasiewörter der Abfolge ABA (z.B. lisoli, metame). Anschließend hörten die Kinder neue Beispiele, die entweder der zuvor gehörten Regel entsprachen, oder die von ihr abwichen. Mittels Blickbewegungsmessung wurde dabei gemessen, welchen dieser Beispiele die Babys länger Aufmerksamkeit schenkten. Schauten sie länger hin, wenn ihnen das Gehörte bekannt/neu vorkam? Dies wäre ein Anzeichen dafür, dass sie die zuvor präsentierte Regel bemerkt und gelernt haben. Oder zeigten sie keine Präferenz und schauten etwa gleich lang hin? Eine vorläufige Analyse unserer Daten ergab keine Präferenz, weder für die bekannte, noch die neue Regel. Da unsere Gruppe allerdings nur einen kleinen Teil der Gesamtheit der weltweit getesteten Babys ausmacht, kann es durchaus sein, dass eine solche Präferenz erst über alle Teilnehmenden hinweg zutage tritt.
Wir sind gespannt auf die Ergebnisse des gesamten „Many Babies 3“ Projekts und werden erneut berichten, sobald diese vorliegen! Bei Interesse können Sie derweil unter https://manybabies.org/ weitere Informationen zu dieser und weiteren großangelegten entwicklungspsychologischen Studien nachlesen.
Stellen sich 7-9 Monate alte Babys Sprachlaute vor?
Stellen sich 7-9 Monate alte Babys Sprachlaute vor?
Innerhalb der ersten Lebensmonate sammeln Babys bereits viel Erfahrung mit der audiovisuellen Wahrnehmung von Sprache, und zwar immer dann, wenn sie Menschen in ihrer Umgebung nicht nur sprechen hören, sondern ihnen auch dabei zusehen. Außerdem beginnen Babys ungefähr ab einem Alter von 7 Monaten selbst zu brabbeln und sammeln so erste Erfahrungen mit der Produktion von Sprachlauten – und damit, wie sie klingen und welche Bewegungen sie genau hervorrufen. Eine ungeklärte Frage, die das Babelfisch-Team beschäftigt, ist, ob Babys Sprachlaute nicht nur detailliert wahrnehmen und produzieren können, sondern ob sie sie sich auch vor ihrem „geistigen Ohr“ vorstellen können.
Daher untersuchten wir in unserer Studie „MOUTH“ mithilfe von Blickbewegungsmessung die Aufmerksamkeit der Babys während folgender Aufgabe: Zuerst wurde ihnen ein stummes Video mit dem Gesicht einer Person präsentiert, die einen sprachlichen (ein „a“) oder einen nicht-sprachlichen Laut (vibrierende Lippen) äußert. Anschließend war nur ein Laut zu hören, und zwar ohne Video. Dabei war entscheidend, dass bei der Hälfte der Durchgänge der hörbare Laut zu dem vorher gezeigten Video passte und bei der anderen Hälfte nicht. Würden die Babys unterschiedlich lange hinsehen, je nachdem, ob der Laut zum Video passte oder nicht? Wäre dies der Fall, so wäre das ein Hinweis darauf, dass sie sich den sprachlichen bzw. nicht-sprachlichen Laut vor ihrem „geistigen Ohr“ bereits vorgestellt haben als sie nur die Mundbewegung des Lautes sahen.
Die Ergebnisse unserer Studie mit 7-9 Monate alten Babys konnten solche Unterschiede allerdings nicht belegen. Daher können wir derzeit noch keine Rückschlüsse darauf ziehen, ob sich Babys Sprachlaute vorstellen. Allerdings zeigen unsere Ergebnisse, dass Babys beim Hören sprachlicher Laute länger aufmerksam auf den Bildschirm blicken als beim Hören nicht-sprachlicher Laute. Sprache scheint also immer interessanter zu sein als andere Laute, ganz unabhängig davon, ob ihr Auftreten durch visuelle Information angekündigt wurde oder nicht.
Wir werden in Zukunft weiter an dieser spannenden Frage arbeiten, um herauszufinden, ob und vor allem ab wann Babys sich Sprachlaute vorstellen können!