Was wir bisher im Labor Babelfisch erforscht haben

„Many Babies 3”: Entdecken 7-12 Monate alte Babys Regeln in Silbenfolgen?

Bevor Babys überhaupt ihr erstes Wort sprechen, haben sie bereits einiges über ihre Muttersprache(n) gelernt: sie können einzelne, wiederkehrende Wörter identifizieren und erkennen sogar schon strukturelle Abhängigkeiten zwischen Wörtern. Im Rahmen von „Many Babies 3“ wird in einer groß angelegten Studie untersucht, wie genau Babys bestimmte Regeln in einfachen Silbenfolgen entdecken. Weltweit nehmen über 40 Entwicklungslabore an dieser Studie teil. Mit einer solch großen Menge an Teilnehmenden erhofft man sich besonders aussagekräftige Ergebnisse.

Im Labor Babelfisch haben wir dafür 40 Babys zwischen 7 und 12 Monaten mittels Blickbewegungsmessung getestet. Dabei hörten die Babys zunächst in einer Art „Lernphase“ Fantasiewörter, die einer bestimmten Regel folgten: Babys der Gruppe A hörten Fantasiewörter der Abfolge ABB (z.B. lisoso, metata), Babys der Gruppe B Fantasiewörter der Abfolge ABA (z.B. lisoli, metame). Anschließend hörten die Kinder neue Beispiele, die entweder der zuvor gehörten Regel entsprachen, oder die von ihr abwichen. Mittels Blickbewegungsmessung wurde dabei gemessen, welchen dieser Beispiele die Babys länger Aufmerksamkeit schenkten. Schauten sie länger hin, wenn ihnen das Gehörte bekannt/neu vorkam? Dies wäre ein Anzeichen dafür, dass sie die zuvor präsentierte Regel bemerkt und gelernt haben. Oder zeigten sie keine Präferenz und schauten etwa gleich lang hin? Eine vorläufige Analyse unserer Daten ergab keine Präferenz, weder für die bekannte, noch die neue Regel. Da unsere Gruppe allerdings nur einen kleinen Teil der Gesamtheit der weltweit getesteten Babys ausmacht, kann es durchaus sein, dass eine solche Präferenz erst über alle Teilnehmenden hinweg zutage tritt.

Wir sind gespannt auf die Ergebnisse des gesamten „Many Babies 3“ Projekts und werden erneut berichten, sobald diese vorliegen! Bei Interesse können Sie derweil unter https://manybabies.org/ weitere Informationen zu dieser und weiteren großangelegten entwicklungspsychologischen Studien nachlesen.

Stellen sich 7-9 Monate alte Babys Sprachlaute vor?

Innerhalb der ersten Lebensmonate sammeln Babys bereits viel Erfahrung mit der audiovisuellen Wahrnehmung von Sprache, und zwar immer dann, wenn sie Menschen in ihrer Umgebung nicht nur sprechen hören, sondern ihnen auch dabei zusehen. Außerdem beginnen Babys ungefähr ab einem Alter von 7 Monaten selbst zu brabbeln und sammeln so erste Erfahrungen mit der Produktion von Sprachlauten – und damit, wie sie klingen und welche Bewegungen sie genau hervorrufen. Eine ungeklärte Frage, die das Babelfisch-Team beschäftigt, ist, ob Babys Sprachlaute nicht nur detailliert wahrnehmen und produzieren können, sondern ob sie sie sich auch vor ihrem „geistigen Ohr“ vorstellen können.

Daher untersuchten wir in unserer Studie „MOUTH“ mithilfe von Blickbewegungsmessung die Aufmerksamkeit der Babys während folgender Aufgabe: Zuerst wurde ihnen ein stummes Video mit dem Gesicht einer Person präsentiert, die einen sprachlichen (ein „a“) oder einen nicht-sprachlichen Laut (vibrierende Lippen) äußert. Anschließend war nur ein Laut zu hören, und zwar ohne Video. Dabei war entscheidend, dass bei der Hälfte der Durchgänge der hörbare Laut zu dem vorher gezeigten Video passte und bei der anderen Hälfte nicht. Würden die Babys unterschiedlich lange hinsehen, je nachdem, ob der Laut zum Video passte oder nicht? Wäre dies der Fall, so wäre das ein Hinweis darauf, dass sie sich den sprachlichen bzw. nicht-sprachlichen Laut vor ihrem „geistigen Ohr“ bereits vorgestellt haben als sie nur die Mundbewegung des Lautes sahen. 

Die Ergebnisse unserer Studie mit 7-9 Monate alten Babys konnten solche Unterschiede allerdings nicht belegen. Daher können wir derzeit noch keine Rückschlüsse darauf ziehen, ob sich Babys Sprachlaute vorstellen. Allerdings zeigen unsere Ergebnisse, dass Babys beim Hören sprachlicher Laute länger aufmerksam auf den Bildschirm blicken als beim Hören nicht-sprachlicher Laute. Sprache scheint also immer interessanter zu sein als andere Laute, ganz unabhängig davon, ob ihr Auftreten durch visuelle Information angekündigt wurde oder nicht.

Wir werden in Zukunft weiter an dieser spannenden Frage arbeiten, um herauszufinden, ob und vor allem ab wann Babys sich Sprachlaute vorstellen können!